Am 27. Oktober beginnt die 13. Ausgabe von DOXS RUHR. Das dezentrale Filmfestival im Ruhrgebiet startet sein Abendprogramm an diesem Tag in Bochum mit dem Film Writing Hawa.
Der vielfach ausgezeichnete Kinodokumentarfilm von Najiba Noori und Rasul Noori erlaubt vier Jahre nach der Machtübernahme der Taliban einen generationenübergreifenden Einblick in den Alltag afghanischer Frauen. Mit 52 Jahren beginnt die Protagonistin Hawa nach einer Zwangsehe ein neues Leben: Sie lernt Lesen und eröffnet ein Textilgeschäft mit traditioneller Hazara-Stickerei. Doch als die Taliban Kabul einnehmen, bleibt ihrer Tochter Najiba, Journalistin, nur wenig Zeit zur Flucht – mit neun Kilo Filmmaterial. Im Pariser Exil vollendet Najiba das eindringliche Porträt ihrer Mutter und zeigt, wie geopolitische Gewalt mühsam erkämpfte Frauenrechte zerstört.
WRITING HAWA | AF, FR, NL, QA 2024 | 84 MIN
Kino Metropolis am Bochumer Hauptbahnhof
27. Oktober 2025
18:00 Uhr Einlass & Empfang | 19:00 Uhr Filmstart
Anschließend Filmgespräch mit Najiba Noori und Rasul Noori
Eintritt frei | Reservierung notwendig per Mail:
DOXS RUHR läuft bis zum 9. November. In zwölf Kinos an sieben Standorten in Bochum, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Herdecke, Witten und Moers präsentiert das Festival 31 Kurz- und Langfilme. Das Themenspektrum ist ebenso breit gefächert wie die Herkunft der Filme. Es geht darin zum Beispiel um ein „Rückkehrzentrum“ in Tirol, um queere Jugendliche in Mexiko oder um alltäglichen Antisemitismus in Deutschland. „Nationale Grenzen verschwimmen im Festivalprogramm wie die Stadtränder zwischen Gelsenkirchen und Wattenscheid“, so beschreibt es Festivalleiterin Gudrun Sommer. „Was junge Europäer:innen bewegt, geschieht im Iran, in der Ukraine oder auf dem Smartphone.“
Alle Vorführungen sind kostenlos, eine Reservierung vorab ist notwendig per Email:
Detailierte Infos über Filme, Orte und Zeiten findet ihr hier auf der DOXS-Homepage.
Das Festivalprogramm im Überblick
(Quelle: DOXS-Pressemitteilung)
Der Scherenschnitt-Animationsfilm FABULA (Vladimir Tomic & Ana Pavlovic, DK 2024 | 5 MIN) fragt: Wie erleben Kinder die Flucht- und Kriegserfahrungen ihrer Eltern? In dieser eindrucksvollen Animadok im Programm für Grundschulen übernimmt die Tochter des Regieduos die Hauptrolle und erzählt die Geschichte ihrer Familie aus ihrer ganz eigenen Perspektive.
A PLACE TO CALL HOME (Parisa Aminolahi, NL 2024 | 10 MIN) begleitet einen Vater und seine zwei kleinen Töchter beim Ankommen in Schweden – der vierten Station ihres Lebens nach Iran, Wales und den Niederlanden. Ein stiller, berührender Film über die Sehnsucht nach Stabilität und Heimat. Die Protagonistinnen von TEEN ANGST (Inga Pylypchuck, DE/UA 2024 | 38 MIN) sind 15 bis 20-jährige Ukrainerinnen, die mit ihren Smartphones ihren Alltag in Zeiten des Krieges dokumentieren – in der Ukraine oder im europäischen Exil. Miniaturen eines Lebens zwischen Unsicherheit, Widerstand und jugendlicher Selbstbehauptung inmitten einer durch den russischen Angriffskrieg radikal veränderten Gegenwart und Zukunft.
In UNSER NAME IST AUSLÄNDER (Selin Besili, CH 2024 | 21 MIN) tragen die Geschwister Hêlîn, Selin, Firat und Serhat ihr Wohnzimmer hinaus auf den Dorfplatz – samt Sofa, Teppich und heißem Çay. In dieser vertrauten Umgebung erzählt Selin Besili von Ausgrenzung, Wut und Zusammenhalt, von Zugehörigkeit und Selbstbehauptung. Das Porträt einer jungen Generation in der Schweiz, die strukturelle Diskriminierung sichtbar macht.
Die mexikanisch-deutsche Koproduktion NIÑXS (Kani Lapuerta, MX/DE 2025 | 86 MIN) zeigt ein vielschichtiges Bild queerer Jugend. Die 15-jährige Karla nimmt das Publikum mit auf eine Reise der Selbstfindung. Ihre humorvolle Auseinandersetzung mit Geschlechterrollen und Trans-Identität macht den Film zu einem empowernden und sensiblen Coming-of-Age über Selbstausdruck, Resilienz und gesellschaftliche Vielfalt.
Eine Ausnahme in der europäischen Kinderfilmlandschaft bildet DIE UNSICHTBAREN von Martijn Blekendaal (NL 2024 | 78). In seinem dokumentarischen Essay durchbricht der Regisseur gängige Erzählmuster des Kinder- und Dokumentarfilms. In vielfältigen Episoden, spielerisch und überraschend spürt er der Frage nach, warum manche Menschen sichtbar sind – und andere es nicht sind oder nicht sein wollen. Ein Kinderfilm über Diskriminierung, Anderssein und Empowerment, verwoben mit Referenzen aus Popkultur und Genrekino.